Die Gastronomie in Miesbach ist immer in Bewegung. Während das La Piazzetta seine Türen gerade für immer geschlossen hat, ist das DA ROMOLO im Waitzinger Bräu seit fast drei Jahren der neue kulinarische Botschafter Italiens am Stadtplatz.
Schon beim ersten Schritt ins Restaurant ist klar: Hier hat sich was getan! Wo jahrelang Möbel und Wandfarbe urige Wirtshausatmosphäre verströmten, ist ein heller Raum entstanden, der sofort an einen kleinen italienischen Palazzo erinnert. Und das kommt nicht von ungefähr.
Neuanfang in Miesbach
„Als meine Frau die alten Räume besichtigt hat, hat sie sofort gesagt: Das Kreuzgewölbe ist wunderbar, aber hier ist alles zu dunkel. Ich möchte, dass alles hell ist und freundlich“, erzählt Signore Marchetti, der Inhaber des Restaurants. „Wir hatten Glück. Unser Vermieter hat uns bei der Einrichtung und Umgestaltung freie Hand gelassen.“ Nun sieht man auf einmal, wie elegant das Kreuzgewölbe ist und kann die Accessoires in dunklem Holz schätzen, die schöne warme Akzente setzen.
Auch wenn das DA ROMOLO, das es schon fast 10 Jahre lang in Schaftlach gab, sich in anderem Ambiente präsentiert, hat es nun den Weg nach Miesbach gefunden.
Der Name ist geblieben, denn mit Vornamen heißt Signore Marchetti Romolo wie der sagenhafte Gründer Roms. Geblieben ist auch der ganz eigene, noble Stil des Umgangs mit den Gästen, zu dem auch der flotte und immer liebenswürdige Service gehört.
„Wir mussten unser Lokal in Schaftlach verlassen. Aber ich lebe mit meiner Familie noch immer dort“, sagt Signore Marchetti und erklärt, dass er sich dort geborgen fühlt. „Wir haben eine supergute Nachbarschaft und kümmern uns umeinander.“ Aus beruflichen Gründen also ist er im Juli 2020 ins freistehende Lokal am Stadtplatz 12 gezogen. Neben der guten Lage hat auch die Größe gepasst. „Wir haben hier drin 70 Plätze. Auf der Terrasse, also im Biergarten sind es noch einmal 80.“ Und ja, unter den schattigen Kastanienbäumen im Innenhof sitzt man besonders und geborgen und kann sich an lauen Sommerabenden ein bisschen wie im Süden fühlen…
Mit Leib und Seele Gastronom
So fängt das Wohlfühlen im Restaurant schon beim Ankommen an, denn Romolo Marchetti begrüßt seine Gäste gerne persönlich – so wie es daheim in Italien üblich ist, wenn Lieblingsgäste zum Essen kommen.
Geboren und aufgewachsen ist er in einem kleinen Küstenort in den Marken. Das ist die in Deutschland weniger bekannter Provinz „rechts“ neben Umbrien und unterhalb von San Marino. Hauptstadt der Marken ist der bedeutende Hafen Ancona – grob gesagt, spannt sich die Küstenlinie zwischen Riccione und San Benedetto del Tronto, dem südlichsten Badeparadies der Marken. Hier hat Romolo Marchetti in den späten 50er- und frühen 60er-Jahren seine Kindheit und Jugend verlebt. Früh schon hat er sich als Kellner etwas dazu verdient. „Ich habe schon immer gerne mit Menschen zu tun gehabt. Ich liebe die Kommunikation, das Gespräch“, sagt er mit einem Lächeln. Dass er außerdem ein großes Faible für gute Lebensmittel hat und Speisen und Getränke ihm wichtig sind, das erfahre ich im Gespräch, zu dem wir uns an diesem frühwinterlichen Spätnachmittag im Restaurant getroffen haben. Man sitzt gut auf den gepolsterten Bänken am schönen Holztisch. Während es draußen dunkler und schummriger wird, erzählt mir Romolo Marchetti die wichtigsten Stationen seiner bisherigen Lebensreise und was ihn dazu bewogen hat, nach fast 10 Jahren in Schaftlach mit seinem Restaurant nach Miesbach zu kommen.
Seinen Platz gefunden
Obwohl auch Romolo Marchetti einmal im Jahr in seine Heimat fährt und Urlaub macht, ist er in Deutschland glücklich: „Nach der Hotelfachschule bin ich eigentlich gleich nach Deutschland gegangen. Das war 1979. Mein Bruder hatte in Kochel schon Fuß gefasst mit einem Restaurant. Ich bin bei ihm eingestiegen.“ So kam es, dass Romolo Marchetti schon mit 26 Jahren sein erstes Restaurant geführt hat. Von dort ging es weiter nach Trostberg, wo die beiden Brüder von Null ein Restaurant aufgebaut haben.
Die Stationen seiner Reise durchs Oberland – Waging, dann 1989 ins legendäre AMALFI, das damals gerade eröffnet hatte, nach Bad Tölz – sind auch Stationen eines weiteren beruflichen Aufstiegs. Nur einmal hat er sich in einer anderen Sparte versucht und ist ein Jahr lang als Vertreter für italienische Waren durch Bayern gereist. Das unstete Leben lag ihm aber gar nicht und so ging er zunächst als Kellner ins TRASTEVERE nach Tegernsee. Von dort wechselte er ins Restaurant von Lydia Schrempp. „Das war Schicksal“, sagte Signore Marchetti über seine Zeit im veritablen Nobelrestaurant der Gattin des ehemaligen Vorsitzenden von Daimler-Benz. „Wir haben um 17.00 Uhr aufgemacht. Oft hat es bis 5.00 Uhr früh gedauert, bis die letzten Gäste sich losreißen konnten.“ Nach einer weiteren Station kam dann die Zeit in Schaftlach, an die Romolo Marchetti gerne denkt.
Arbeiten und leben in Einklang bringen
Schöne Erinnerungen hat er allerdings auch an seine Reise nach Ungarn. „Dort habe ich meine Frau kennengelernt“, erzählt er und überrascht dann mit einem Geständnis: „In Ungarn kocht man gut und deftig – dort habe ich auch die Spätzle kennengelernt. Ich liebe Spätzle… die macht meine Frau noch selbst. Aber ihre Mutter, also meine Schwiegermutter, hat sie noch mit dem Löffel vom Brett geschabt. Tak-tak-tak-tak ging das – sie war eine tolle Köchin. Wenn ich nur an ihr Gulasch denke…“
32 Jahre sind die beiden nun schon verheiratet. Tochter Julia, die nicht in der Gastronomie arbeitet, sondern sich in München ein eigenes Leben aufgebaut hat, hilft nur hin und wieder aus – sehr charmant allerdings…
Auf Qualität gesetzt
Das Geheimnis des andauernden Erfolgs ist einfach: „Qualität ist alles“, sagt Signore Marchetti. Jede Woche ändert sich das Angebot – die Tafel mit den Speisen des Tages ist, stets akribisch mit Hand geschrieben, von oben bis unten mit gutem Essen gefüllt. Ich lese jetzt im frühen Winter so manches Fischgericht. Im DA ROMOLO ist man experimentierfreudig - allerdings mit Köpfchen und Fingerspitzengefühl „Wir bieten nicht nur die Klassiker der italischen Küche an. Wir kochen ab und zu auch mit deutschen Zutaten italienisch. So bieten wir Pizza mit Kürbis an…“ Die wichtigsten Zutaten allerdings kommen direkt aus Italien. So gibt es nur echt italienische Pasta.
„Bei uns wird gerne Fisch, Muscheln und Calamari bestellt. Deshalb biete ich auch einmal etwas Besonderes an wie Adlerfisch (pesce aquila), den kennt man hier in Deutschland noch nicht so gut.“
Nicht stehen bleiben
Da es dem Chef so wichtig ist, möglichst viel zu wissen und zu kennen, ist er im besten Sinn neugierig. „Ich kenne die aktuellen Trends und Moden“, sagt er und so steht neben den aktuellen Weinen Lugana und Primitivo natürlich auch Pinsa, die rustikale römische Variante der Pizza, auf der Karte.
„Bei uns ist die Pinsa Romana ein Hit. Sie wird sofort nach dem Backen mit Parmaschinken, Pistazien, Mozzarella und Philadelphia belegt“. Und er verrät zudem: „Ich bin immer auf der Suche nach echten Spezialitäten. Neulich habe ich in Südtirol eine Besonderheit entdeckt. Dort friert man frische kernlose Trauben in Grappa ein“, überrascht mich Romolo Marchetti mit etwas, von dem ich noch nie gehört habe. Er verschwindet rasch in der Küche und dann darf ich drei Stücke kosten – ein herrliches Vergnügen, wenn die Trauben, die sich im Mund wie Eiswürfel anfühlen, im eiskalten Grappa schmelzen.
Ja, man darf sicher sein: Ein Besuch im Da Romolo lohnt in jedem Fall. Denn was auf der Website steht, ist hier Credo: „Als Familienunternehmen legen wir Wert auf eine herzliche Beziehung zu unseren Kunden. Persönliche Aufmerksamkeit und guter Service gehören für uns dazu. Erleben Sie bei uns aus erster Hand, was wir lieben: Gutes Essen und gute Gesellschaft. Beides teilen wir gern.“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Text: Verena Wolf (miesbacher-verlagshaus.de)
Fotos: ristorante-da-romolo.com
Kontakt
Ristorante Da Romolo GmbH
Herr Romolo Marchetti
Stadtplatz 12
83714 Miesbach
Telefon: +49 8025 9978676
E-Mail: info@ristorante-da-romolo.de
Öffnungszeiten
Mo-Mi und Fr-So:
11.30-14.30 und 17.30-22.00 Uhr
Donnerstag: Ruhetag