Qualität, die man schmeckt
„Unser Gemüse wird am Morgen geerntet und anschließend direkt zum Markt nach Miesbach gefahren“, sagt Dr. Marion von Kameke. „Frischer kann man Ware gar nicht liefern.“ Es sind diese, scheinbar einfachen Dinge, die Wallenburg in den letzten Jahren zu dem gemacht haben, was es heute ist, ein Garant für hochwertiges Gemüse, biologisch nach Bioland-Richtlinien angebaut, voller Reife und Geschmack, einfach Qualität, die man schmeckt! Was heute selbstverständlich erscheint, ist es nicht: Schloss und BioGut Wallenburg haben spannende Zeiten erlebt.
Landwirtschaft mit Tradition
Schon früh hatten die Freisinger Bischöfe, deren Herrschaftsbereich sich seit dem frühen Mittelalter in die Alpentäler ausbreitete, bei Parsberg eine Burg errichtet. Vögte aus der Familie der Waldecker schützten und verwalteten den Besitz des Klosters, bis es ihnen gelang, die Herrschaft selbst zu übernehmen. Um 1270 erbauten sie Burg Wallenburg (damals „Waldenburg“) als neues Zentrum ihrer Grafschaft Hohenwaldeck. Im Lauf der Zeit veränderte sich zwar das Aussehen der Burg, aber eins blieb immer gleich: Von Anfang an betrieb man auf der Ebene bei Wallenburg Landwirtschaft im großen Stil. Das blieb auch so, als im Jahr 1516 die Familie der Maxlrainer die Grafschaft kaufte. In der ganzen Zeit wurde Wallenburg mehrmals umgestaltet, bis es sich schließlich zum hochherrschaftlichen Schloss mit vier Flügeln, französisch-elegantem Park und prachtvollen Alleen gemausert hatte.
Große Zuchterfolge
Auf einem Stich, der um 1700 angefertigt wurde, erkennt man neben dem Schloss auch eine lange Reihe von Wirtschaftsgebäuden. Um dieselbe Zeit entstanden prachtvolle Öl-Gemälde, die von den Erfolgen Wallenburger Zuchttiere erzählen. Stier „Mobsl“, der auf dem Gut immerhin 17 Jahre alt wurde, muss ein Star der damaligen Rinderzucht gewesen sein. Das andere Porträt ist einem feingliedrigen Vollblut-Pferd gewidmet. Die Rinder- und Pferdezucht war schon damals so erfolgreich, dass in Miesbach mehrmals im Jahr große Märkte abgehalten wurden, zu denen Einkäufer aus München und sogar aus Tirol anreisten. Von Tradition und Bedeutung des Gutsbetriebs erzählt übrigens noch der heutige Boxenstall, der vermutlich auf den Grundmauern eines bereits 1481 erwähnten Meierhofs steht.
Der Weg in die Neuzeit
1734 wurde die Grafschaft ins große Bayerische Herzogtum eingegliedert. In der Folge wechselten sich die Verwalter viel zu rasch ab – die Landwirtschaft litt und das ganze Schloss kam so herunter, dass heute nur noch der ehemalige Südflügel erhalten ist. Doch das Schicksal wendete sich für das marode Anwesen: 1919 kaufte Dr. Richard Gans Schloss Wallenburg und baute es in kaum 20 Jahren zu einem Vorzeigebetrieb um. Dr. Gans, der auch die Kirchenfenster für die evangelische Kirche gespendet hat, war jüdischer Herkunft. Dies diente den Nationalsozialisten als Vorwand, ihn mit erheblichen Repressalien bis zur Haft zu bedrohen. Schließlich eignete sich Gauleiter Giesler das Schloss als Sommersitz an.
Wieder in guten Händen
Erst der Tochter von Dr. Gans, Beate von Kameke, gelang es, Wallenburg zurück zu erhalten. 1980 erbte ihr Sohn, Dr. Kartz von Kameke, den Besitz. Mit Tatkraft und neuen Ideen ging der junge Schlossbesitzer daran, einen Weg in die Zukunft zu suchen. Schon 1984, die Bio-Bewegung war kaum ein Jahrzehnt alt, krempelte von Kameke den landwirtschaftlichen Betrieb um. Er trat dem Bioland e.V.-Verband bei und begann auf dem 3,5 Hektar großen Anwesen mit dem Anbau von Gemüse. So schuf er die einzige Bioland-Gärtnerei im Landkreis Miesbach. Heute wachsen in den 2400 m² großen Gewächshäusern und auf gut 2 ha Anbaufläche im Freiland Tomaten, Auberginen, Zwiebeln, Paprika, Bohnen und vieles mehr.
Vom respektvollen Umgang
Selbst die Rinder sind zurück in Wallenburg. Nachdem jahrelang Mutterkuhhaltung betrieben wurde, was bedeutet, dass alle Muttermilch ausschließlich den eigenen Kälbern zu Gute kam, wird seit 2012 wieder gemolken. Die Milch, die die Kälber nicht brauchen, wird nun an die Andechser Molkerei geliefert. So entsteht in artgerechter, tierfreundlicher Haltung hochwertige BioMilch. Und noch ein Plus haben Wallenburger-Rinder: Während die Kühe im Sommer auf den saftigen Wiesen des Gutes grasen, lässt es sich das Jungvolk auf der Alm am Spitzingsee gut gehen. Den Winter verbringen die Tiere im großzügigen Boxenlaufstall, für den Nachwuchs wird dann der „Kindergarten“ tief mit Stroh eingestreut.
Richtungsweisend und immer ein Erlebnis
Nur während der Saison kann man auf dem Wochenmarkt am Wallenburger-Stand einkaufen. Übers Jahr ist im großen Bioladen ein großes Sortiment an Obst und Gemüse erhältlich. Neben den eigenen Erzeugnissen des Gutes gibt es im Wallenburger Laden biozertifizierte Ware aus dem In- und Ausland wie Zitrusfrüchte, Nüsse, Trauben, Pfirsiche, aber auch Brot, Käse, Wurst, ein reichhaltiges Naturkostsortiment und chemiefreie Pflegeprodukte. Wer nicht selbst zum Einkaufen gehen möchte, bestellt online und lässt sich den Einkauf nach Hause liefern.
Übrigens sind nicht nur die ganze Produktion und der Verkauf zertifiziert (Ökokontrollstelle DE-ÖKO-006) und werden von unabhängigen Sachverständigen des Bioland-Verbandes geprüft. Auch im Umgang mit Energie weist Wallenburg den guten Weg: Seit 1999 wird der gesamte Betrieb inklusive der Gewächshäuser durch eine Holzhackschnitzel-Heizung beheizt − klimaneutrale Restholzverwertung aus unserem eigenen Forst. Ein weiterer Schritt zur Gewinnung regenerativer Energie war die Inbetriebnahme der Photovoltaik-Anlage im Jahr 2009 auf allen größeren Dächern des Gutes.
Fotos Florian Bachmeier
Text Verena Wolf