Zugegeben, wer Miesbach nur an der vielbefahrenen Umgehungsstraße passiert, kann sich kaum vorstellen, welche Schätze die kleinste Kreisstadt Oberbayerns birgt.
Rudolf Pikola, Schriftsteller und Miesbacher Bürgermeister von 1960 bis 1970, findet in seiner zeitlos gültigen Betrachtung „Miesbach – Kleine Stadt im Tal“ poetische Worte für seine Heimat.
Von der Gunetsrainer Kapelle am Stadlberg schickt er seine Gedanken hinunter nach Miesbach: Die Sonne wärmt die Wand, an der du sitzt. Vom Hof her tönen Kinderstimmen, über die Wiese das Geläut von Kuhglocken, aus dem nahen Wald emsiger Vogelsang. Du musst dich erst erinnern, dass die kleine Stadt dort unten im Tal nicht das stille Bild ist, als das sie sich von hier aus darstellt. Ihre Straßen, Gassen und Plätze sind voll Geschäftigkeit und Leben, in ihren Werkhallen und Handwerksbetrieben wird gearbeitet, in ihren Läden geht es aus und ein, und wenn – einmal in der Woche – Markttag ist, kann man den Münchner Viktualienmarkt oder die Piazza della erbe von Verona auch am Miesbacher Marktplatz erleben, wenn die Bauern Eier und Butter, die Händler Obst und Gemüse anbieten, wenn eine bunte Palette lustiger Farben von Früchten und Blumen ausgebreitet ist und vom Stimmengewirr sich drängender Hausfrauen und feilschender Verkäufer übertönt wird.
Sobald aber dann nachmittags dieser schöne, weite Platz wieder gesäubert ist, kommen die Blumen an den Fenstern und Balkonen der Häuser, die ihn einfassen, neu zur Geltung und geben ihm ein lustiges Gesicht.
Die kleine Schrift mit vielen Fotos ist in der edition miesbach erschienen und für 7,80 € in der Touristinformation im Waitzinger Keller erhältlich.
Text: Isabella Krobisch