Mariä Lichtmess
Am 2. Februar feiert die katholische Kirche mit Mariä Lichtmess das Ende der Weihnachtszeit. Doch der Tag birgt mehr Erinnerungen und Geheimisse als man denkt.
Kerzen für das Licht der Welt
Am 2. Februar ist Mariä Lichtmess. Warum das so ist, weiß Pastoralreferentin Kathrin Baumann: „Im Lukasevangelium steht, dass Maria und Josef mit ihrem erstgeborenen Sohn Jesus in den Tempel gingen, um Jesus dort dem Herrn zu weihen. Das war ein heiliger jüdischer Brauch und fand 40 Tage nach der Geburt statt. Als die Eltern den Tempel betraten, trafen sie auf den Prophet Simeon und die Seherin Hannah. Beide erkannten in Jesus den ersehnten Messias. Simeon soll gesagt haben: „…meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lukas 2, 25-38). So war Simeon der Erste, der in Jesus das Licht der Welt erkannte.
Feierliche Kerzenweihe
Seit etwa dem 4. Jahrhundert feiern Christen Mariä Lichtmess und weihen an diesem Tag die Kerzen, die in der Pfarrei übers Jahr gebraucht werden. „Für mich ist das ein wunderschöner Start ins Jahr. An diesem Tag werden die Kerzen gesegnet, die die Kinder im Laufe der Erstkommunionvorbereitung verzieren“, erklärt Kathrin Baumann, die sich schon auf die bevorstehende Zeit mit den Kommunionkindern freut. Trotz Corona wird auch in diesem Jahr der Kommunionunterricht stattfinden ebenso wie Mariä Lichtmess, obwohl die traditionelle Prozession um die Kirche mit den geweihten Kerzen wahrscheinlich ausfallen muss. „Nur wenige kennen noch den Brauch, Kerzen von daheim mitzubringen und sie an Lichtmess in der Kirche weihen zu lassen. Eigentlich schade“, meint die Pastoralreferentin und versichert, dass jeder, der Kerzen für den Privatgebrauch weihen lassen will, herzlich willkommen ist.
Licht in winterlicher Dunkelheit
Wahrscheinlich ist die Feier des Lichts aber schon älter als das christliche Fest. „Oft haben die Christen ja ein Fest auf einen uralten Brauch gebaut.“ Unwahrscheinlich ist das nicht, denn schließlich ist am 21. Dezember Wintersonnenwende – der längste Nacht und der kürzeste Tag. Von da wird es täglich ein wenig länger hell: „An Silvester einen Hahnschrei, an Lichtmess eine Stund“, textet der Volksmund und hat recht. Spürbar gewinnt das Jahr ab Anfang Februar an Kraft. So feiern die Iren am 1. Februar das Fest „Imbolc“ zu Ehren der (Natur-)Göttin Brigida mit Feuern und Kerzen. Wer heutzutage Lust auf alte Bräuche hat, kann jetzt das Haus räuchern, aufräumen und gründlich putzen, einen bewussten Wellnesstag verbringen oder bei einem Spazierengehen in der Sonne nach den ersten Frühlingszeichen Ausschau halten.
Lang ersehnte Schlenkertage
Bis 1912 war Lichtmess übrigens ein gesetzlicher Feiertag. An diesem Tag endete offiziell das Bauernjahr. Lang ersehnt war Lichtmess von den Knechten und Mägden der Höfe, denn dann erhielten sie den Jahreslohn und meist eine „Zukehrung“, wie Kleider oder Schuhe. Den Lohn, mag er auch gering gewesen sein, gaben das Gesinde oft schon am nächsten Tag aus, wenn sie über einen der vielen Lichtmessmärkte schlenkern (schlenderten) oder eines der Feste besuchten. Dann ging es für alle auch schon wieder in ein neues arbeitsreiches Jahr.
„Bauer, mach ma Lichtmess“
Wer dagegen vom Hof weg wollte, sprach die alte Formel „Bauer, mach ma Lichtmess“. Damit war das Verhältnis offiziell beendet und die Dienstboten machten sich mit Pferd und Wagen oder Kutsche, die ihre Habe in einer Truhe transportierten, auf zu dem neuen Hof, auf die sie – oft durch Vermittlung einer Zubringerin / Weiserin – schon ab Martini (11. November) einen besseren Platz gefunden hatten.
Text: Verena Wolf
Fotos: Isabella Krobisch
Archivfoto: Stadt Miesbach; Sammlung Gloetzl „In der Gegend von Thalham-Gotzing: Bauer und Bäuerin und sämtliche übrigen Personen auf dem Foto gehörten zum Gesinde des Hofbesitzers. Darunter befinden sich auch die Söhne und Töchter des Bauern, sowie der Jungbauer. Um 1910/12“
Herzlicher Dank an Stadtarchivarin Barbara Wank