Der Preis der modernen Welt
Profit, Quoten, Gewinnspannen – wer da nicht mitmachen, aber trotzdem als Landwirt überleben will, muss sich etwas einfallen lassen. Schon im Jahr 2006 hatte Hans Leo, Landwirt im Tegernseer Tal, sorgenvolle Blicke auf seine Abrechnungen geworfen. „So geht es nicht mehr“, musste er sich eingestehen: Der Milchpreis war auf dem Tiefstand, die Milch als Lebensmittel ins Gerede gekommen und der Berufsstand des Landwirts gleich mit dazu. Was also tun? Statt zu resignieren, suchte Hans Leo das Gespräch. In Gastwirt Leo Bogner fand er einen, der dachte wie er. „Man muss den Menschen näherbringen, was das Besondere an unserer bäuerlichen Arbeit und an unserer Milch ist“, waren sie sich einig.
Einen Versuch wagen
Und diese Idee zündete – zunächst bei den Landwirten rund um den Tegernsee, wo mancher ebenso dachte wie die beiden Pioniere. So wurde mit einer beispiellosen Begeisterung schon 2007 die Gemeinschaft Naturkäserei TegernseerLand e.G. gegründet und ein Kredit aufgenommen: eine eigene Molkerei, eine Käserei und eine Gaststube sollten entstehen und die Bauern unabhängig machen. „Leben können von der eigenen Arbeit“, war die Devise.
Landwirtschaft mit Herz und Verstand
Heute ist die „Heumilch“ aus dem Tegernseer Tal ein Prädikatsprodukt. Wer sie kauft, kann sicher sein, dass er bäuerliche Familienbetriebe unterstützt, bei denen die Kühe im Sommer knietief in Gras und Kräutern stehen und im Winter mit Bergheu gefüttert werden.
Standort Kreuth
Wer will, kann zusehen, wie in der Naturkäserei aus dieser guten Milch echte Naturprodukte entstehen: fein gereifter Jogurt und vor allem 17 eigene Käsesorten. Der Käse trägt so schöne Namen wie „Rosemarie“ (mit Rosmarin), „Waxer Reißenbichler“ (besonders würzig) oder „Tegernseer Bergfeuer“ (mit Chili) – und alle sind garantiert zusatz- und konservierungsstofffrei. Übrigens haben die Käsesorten der Naturkäserei TegernseerLand e.G. in der Heimat, aber auch international wichtige Preise gewonnen. Der World Cheese Award (London / Wisconsin) gehört ebenso dazu wie die Käsiade im österreichischen Hopfgarten.
Arbeiten aus Überzeugung
Zu denen, die von Anfang an dabei waren, gehört übrigens auch Frau Kloos. Häufig steht sie am Markttag im Verkaufswagen der Naturkäserei umgeben von Heumilch, dem gutem Käse und Jogurt, der „natur“ ebenso zart-säuerlich und fein schmeckt wie in den verschiedenen Sorten, zu denen z.B. Kaffee und Himbeer gehören. „Warum ich hier verkaufe?“, Frau Kloss denkt nur einen Moment nach. „Aus Neigung und Überzeugung“, sagt sie dann. Mehr über die Naturkäserei findet man unter www.naturkaeserei.de
Text: Verena Wolf
Foto: Florian Bachmeier