Am 9. Februar startet um 14:00 Uhr der Kinderfasching im Waitzinger Keller. Und am Faschingsdienstag herrscht ab 13:13 Uhr in der Miesbacher Innenstadt närrischer Ausnahmezustand.
Kinderfasching am „ruaßigen“ Freitag
Mit einem fetzigen Programm lädt der heiß begehrte Miesbacher Kinderfasching am Freitag, 09. Februar von 14:00 bis 17:00 Uhr, zu einem turbulenten Nachmittag im Kulturzentrum Waitzinger Keller. Es gibt eine Kinderdisco mit DJ und Discolicht und einen Schminkstand. Außerdem haben sich die Jugendbetreuer des Freizeit- und Kulturkellers einen tollen Spieleparcours ausgedacht.
Als Höhepunkte darf man sich auf gleich zwei Auftritte der Garde des Turnvereines Miesbach freuen: Um 14:30 Uhr ist die Eurogym-Gruppe mit Funny Dancing Girls, Little Monsters, Eurodance Crew unter Leitung von Daniela Hart dran.
Und um 15:30 Uhr geben sich unter der Leitung von Christine Acher Prinzenpaar und Funkenmariechen sowie die Garde mit Gardetanz und modernem Tanz die Ehre. Auch die jüngsten der Tanzgruppen, die Bienchen, zeigen dem Publikum ihr Können. „So viel Action macht hungrig“, wissen Jugendreferent Christian Mittermaier und das Team vom Waitzinger Keller. „Deshalb verwöhnt das Team des Culinaria unsere kleinen und großen Gäste mit leckeren Köstlichkeiten an der Kellerbar.“
Viel Spaß beim Umzug
Am darauffolgenden Dienstag heißt es dann für alle Miesbacher: „Es wird gefeiert!“ Denn am Dienstagmittag, 13. Februar 2024, verwandelt sich die Innenstadt in eine kunterbunt-heitere Spaßmeile. Höhepunkt wird dabei der traditionelle Umzug sein.
„Ja, erstmalig nach der Coronapause können wir wieder zusammen Fasching feiern“, sagt Michael Lauber von der Crachia Hausham. 15 Wägen und 5 Fußgruppen kann er ankündigen: „Natürlich kommt der Gardewagen der Crachia und in diesem Jahr sind sogar unsere Kleinen Mäuse mit einem Wagen dabei – da haben die Eltern sich unwahrscheinlich viel Mühegegeben“, freut sich der ehemalige Faschingsprinz aus dem Jahr 2016/2017, der seit zwei Jahren für das Faschingszug-Management zuständig ist. „Mit dabei sind übrigens auch drei Wägen aus Hausham.“
Ein sehenswertes Programm
Wer ein echter Faschingsfan ist, darf sich also schon jetzt auf den Umzug freuen, denn natürlich sind nicht nur die fantasievoll gestalteten Wagen aus Hausham, Agatharied und Miesbach zu bewundern. Die tollen Kostüme der Tanzgruppen und viel Musik verbreiten beste Partylaune und machen Lust, anschließend auf dem Marktplatz abzutanzen.
„Der Zug beginnt am oberen Stadtplatz, bewegt sich durch die Lederer- und Frühlingsstraße bis hin zur Rathausstraße. „Ein Höhepunkt des Umzugs wird zweifellos die Rathausstraße sein, wo die Wägen für eine Zeit stehenbleiben, damit die Besucher die aufwendig gestalteten Motivwagen aus der Nähe betrachten können. Dies ist eine perfekte Gelegenheit, um Fotos zu machen und das kreative Schaffen zu bewundern“, freut sich auch Miesbachs 1. Bürgermeister Gerhard Braunmiller auf den ersten großen Faschingszug seit Jahren.
Hotspot Marktplatz
„Nach dem Umzug lockt der Marktplatz dann wie immer mit dem traditionellen Faschingstreiben unter freiem Himmel“, erklärt Miesbachs Stadtmarketingmanager Marco Giannini: „Natürlich ist der Marktplatz für Autos gesperrt, es gibt eine Bühne und DJ Raffi sorgt für fröhliche und mitreißende Faschingsmusik.“
Wer sich gerne verkleidet ist hier ebenso gerne gesehen wie alle, die sich einfach „nur so“ von so viel guter Laune und der besonderen Faschings-Party-Stimmung mitreißen lassen wollen.
Gerade nach dem langen Winter tut es einfach gut, mitzutanzen und mitzusingen. Man sieht die ganze Pracht der Faschingskostüme, staunt über Einfallsreichtum, Schneiderkunst und Kreativität und vergisst für ein paar Stunden den Alltag.
Bestens versorgt und unterhalten
Natürlich wird auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt: Marco Giannini und Jugendreferent Christian Mittermaier haben einiges organisiert: „Die Auswahl an Speisen an den Verpflegungsständen umfasst leckere Ochsenfetzen, Grillwurst- und Fleischsemmeln sowie vegetarische und süße Köstlichkeiten. Zum Durstlöschen werden Bier, Weinschorle, Aperol, Hugo, heißer Caipi, Glühwein und verschiedene Softdrinks angeboten.“
Miesbach ist also bestens gerüstet für einen großen Ansturm und man darf sich noch auf etwas freuen: „Die Crachia wird auch in diesem Jahr mit Auftritten das Faschingstreiben bereichern. Freuen Sie sich auf beeindruckende Tänze und besondere Einlagen, die Sie zum Lachen und Staunen bringen werden“, verrät Michael Lauber.
Eine Faschingshochburg im Oberland
Dass Michael Lauber nicht zu viel verspricht, weiß jeder, der die Crachia kennt: Der alt-ehrwürdige Faschingsverein, der 1959 dank einer Handvoll begeisterter Faschingsliebhaber gegründet wurde, ist jung und aktiv wie eh und je.
Tatsächlich zählt der Verein heute mehr als 400 Mitglieder – die meisten von ihnen sind in einer der drei Garden und dem Fanfarenzug aktiv oder engagieren sich bei den Elferratssitzungen und in einzelnen Organisationsteams.
Mit so viel Power und Erfahrung ist die Crachia seit Jahrzehnten ein Garant für gut organisierte, stimmungsvolle und farbenfrohe Auftritte in hoher künstlerischer Qualität.
Übrigens
Der Brauch, Fasching zu feiern, ist uralt. Seit christlicher Zeit läutet er die 40-tägige Fastenzeit für Ostern ein.
Fasching hat schon immer etwas Anarchisches und Ungezähmtes gehabt. Dass es dabei nicht immer einfach nur lustig zugeht, zeigt ein Blick in die Geschichte der Haberer unserer Zeit.
Aus dem Stadtarchiv ist bekannt: „Kaum war das letzte Haberfeldtreiben vorbei (die Forscher nennen als letztes Treiben das von Dettendorf am 23./24. September 1922)[1], wurde der Brauch folkloristisch umgedeutet. Schon zur Bezirkstierschau mit Volksfest im Jahre 1925 gab es in Miesbach einen Umzug, bei dem eine uns unbekannte Gruppe idealtypisch, d. h. als Haberfeldtreiber vermummt, ein Haberfeldtreiben auf einem Wagen darstellte. Vergessen schien das tragische Ende des letzten Haberfeldtreibens von Miesbach im Jahre 1893.
Die Darstellung auf dem Wagen wirkt verklärt und verspielt. Bereits kurz nach dem letzten Treiben war der Brauch also im kollektiven Gedächtnis als Teil der historischen Überlieferung angekommen, das zu pflegen und zu schützen wert war.
Dass sich das Haberfeldtreiben für politische Zwecke nutzen ließ, hatte bereits der Miesbacher Anzeiger im Jahre 1922 demonstriert. In der sogenannten „Faschingsausgabe“ mit dem Titel ‹Miesbacher Haberfeldtreiben 1922› polemisierte und hetzte Dietrich Eckart in knappen Reimen gegen Personen des politischen und öffentlichen Lebens. Der Antisemit Eckart verhöhnte in seinen vermeintlich lustigen Versen den demokratischen Politiker und prominenten Juden Walther Rathenau, die Frauenrechtlerin Anita Augspurg und ähnliche Personen.“
Text: Verena Wolf (Miesbacher Verlagshaus)
Fotos: Stadt Miesbach, Turnverein Miesbach e.V.
[1] Zipperer, F., Haberfeldtreiben, 1938, S. 78: Laut Zipperer entkamen die Treiber unerkannt.