Wer träumt heutzutage nicht von einer Karriere als Podcaster? Für sechs Kinder und sechs Erwachsene aus dem Landkreis Miesbach wurde dieser Traum jetzt wahr – im Rahmen der „Hörpfade“ von vhs, Bayerischem Rundfunk und der Stiftung Zuhören.
Zu verdanken haben die Nachwuchspodcaster ihre Erfolgserlebnisse der Journalistin Christiane Pelz. Sie brachte den Teilnehmern die Grundlagen der Audioproduktion bei und setzte auch die dritten und vierten Klassen der Grundschule Waakirchen in die Spur.
Konzeption, Umgang mit Aufnahmegeräten, Storytelling, Interviews, Schnitt und über welche Menschen und Orte sie in ihren Audioguides berichten, waren große Herausforderungen für ihre Teilnehmer. „Hinter dem Projekt steht ein hoher Anspruch wie das Arbeiten auf Grundlage des Pressekodex, die Verwendung journalistischer Darstellungsformen und technisch einwandfreie Qualität“ betont die Journalistin.
Am 24. Juli stellten die frischgebackenen Audiojournalisten und ihre Protagonisten die Beiträge im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach vor.
Emma, Paula, Kathi, Felix, Quentin und Leo von der Grundschule Waakirchen brillierten gleich mit vier Beiträgen. Sie hatten sich aus der Geschichte ihrer Heimatgemeinde als erstes das Thema „Schule früher“ gewählt und von Gemeindearchivarin Katja Trauner und Schulrektor Holger Kraus erfahren, wie das Schulleben damals ohne Licht, Heizung und Hefte stattfand. Eingehend widmeten sich die Grundschüler in drei weiteren Beiträgen dem ehemaligen Bergwerk in Marienstein und fanden in Sieglinde und Hans Winklmair vom Bergbauverein Marienstein kundige Gesprächspartner. In schwungvollen, von Musik unterlegten Beiträgen erfahren die Zuhörer vom Alltag der Bergleute, von der Arbeit unter Tage, von Stollen, Schächten und Türmen und welche Funktion die Bergwerkskapelle hat. Die Begeisterung der jungen Podcaster ist dabei unverkennbar. Vom Publikum wurden sie als sympathische Geschichtenerzähler und Nachwuchshistoriker gelobt.
Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch verfasste ein Porträt von Dr. Ingrid Strauß, Jahrgang 1929, die als Grand Dame der Hippotherapie gilt und sich hohe Verdienste im sozialen und kulturellen Bereich erwarb. Die in Kreuth ansässige Ärztin hat mit dem Straußenhof ein renommiertes Zentrum des Therapeutischen Reitens im Oberland gegründet.
Rottachs dritte Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla, deren Familie seit 120 Jahren am Tegernsee lebt, wird künftig „Samstagsgschichtn vom Tegernsee“ senden. Zwei Tuffsteinkreuze von 1544 sind der Auslöser für ihre erste Geschichte mit dem Titel „Die Überfahrt“. Gemeinsam mit dem Rottacher Urgestein Martin Köck schildert sie die tragische Geschichte einer Hochzeitsgesellschaft, die im See ertrunken ist.
Archivarin Barbara Wank und Historiker Alexander Langheiter skizzieren in ihrem Beitrag die Entwicklung „Vom Kloster Miesbach zum Haus für Kinder“. Ihr kundiger Blick reicht dabei weit in die Vergangenheit zurück, denn das Gebäude an der Münchner Straße wurde bereits 1816 erbaut und 1865 von den Armen Schulschwestern erworben. Die Geschichtsexperten trafen bei ihren Recherchen die ehemaligen Schülerinnen Angela Glasl und Rita Langheiter sowie Silvia Strecker, die sowohl Schulkind als auch Lehrerin in der ehemaligen Grund- und Mädchenschule an der Münchner Straße in Miesbach war. Verena Lausmann, auch eine ehemalige Schülerin, arbeitet heute noch dort – nämlich als Co-Leiterin der Kinderkrippe „Die kleinen Klostergeister“.
Architektin Barbara Söldner widmet sich in ihrem Podcast dem „Fraueng’sang im Miesbacher Land“ und wagt eine spannende Gegenüberstellung. Sie porträtiert die Volksmusiklegende Kathi Greinsberger (1931-2024) im Wechsel mit der jungen Jazzsängerin Lucia Holzer. Ihr Fazit: „Die Lieder beider Sängerinnen kommen aus dem Herzen und gehen ins Herz. Es sind gehörte Geschenke voller Lebensfreude“. Ermöglicht durch die Künste von Cutterin Stasa Domazet, die auch Gabriele Schultes-Jaskollas Beitrag technisch umsetzte.
„Die fertigen Hörpfade werden dann auf der klingenden Landkarte der Volkshochschulen und in der BayernHistory App veröffentlicht“ kündigt Christiane Pelz an, die viel Lob erhielt für ihr leidenschaftliches Bestreben, der Region eine Stimme zu geben und Kunst und Geschichte erlebbar zu machen.
Die ersten Hörpfade sind online HIER zu finden
