Natürlich wissen Sie, warum wir heute Gründonnerstag feiern. Aber wissen Sie auch, warum dieser Tag „grün“ ist? Dieser Tag der Karwoche ist vielfältiger, als man glaubt.
Teil der Karwoche – Schlüssel zum Ostergeschehen
Auch wenn die Karwoche mit dem Palmsonntag anfängt – Gründonnerstag ist der erste Tag, an dem das bevorstehende Osterfest greifbar wird. Wer sensibel ist und oder im christlichen Glauben lebt, weiß schon am Morgen, dass der Tag für Jesus mit einer Katastrophe enden wird: Nach der Fußwaschung und dem gemeinsamen letzten Abendmahl mit allen Jüngern wird Judas ihn verraten. Spät in der Nacht wird Jesus noch gefangengenommen und verbringt die Nacht zum (Kar-)Freitag bereits im Gefängnis. Wo er gefoltert wird und wo man ihm zuletzt noch brutal einen Kranz aus gewundenen Dornen tief in den Kopf drückt…
Warum also trägt der Tag, an dem dieses beispiellose Martyrium beginnt, den eher heiter anmutenden Namen Gründonnerstag?
„Heilig“, „groß“ – oder doch „weiß“?
Interessant ist, dass der Gründonnerstag nur im deutschsprachigen Raum und in Tschechien „grün“ ist. In Frankreich, Spanien, Italien, aber auch in Russland ist dieser Tag der „Heilige Donnerstag". In Polen, Ungarn, aber auch in Estland oder Rumänien feiert man den „Großen Donnerstag“. Und statt „grün“ ist er in den Niederlanden „weiß“. Näher am biblischen Geschehen ist das Englische. Dort heißt der Gründonnerstag Maundy Thursday, also „Donnerstag der Fußwaschung“. Nicht ganz klar ist, woher die Herkunft der Bezeichnung „Reinigungsdonnerstag“ in den skandinavischen Sprachen kommt.
Was ist „grün“ am Gründonnerstag?
Woher das „Grün“ am Grün-Donnerstag kommt, gibt bis heute Rätsel auf. Sprachwissenschaftler vermuten, dass das heutige „Grün“ eine Entwicklung des alten Wortes „grinan“ ist: grinan bedeutete im Althochdeutschen, „lachen“, aber auch „klagen/weinen“. Unser Wort „greinen“, also „weinen“ hat sich daraus entwickelt. Grün – im Sinne von weinen/klagen – würde sich dann auf den Vorabend des Karfreitags beziehen.
Doch es gibt auch ganz andere Erklärungen: So gab es im Mittelalter gläubige Christen, die während der Fastenzeit öffentlich Buße taten. Sie wurden am Donnerstag vor dem Karfreitag von ihren Sünden losgesprochen und durften an diesem Tag erstmals wieder am Abendmahl teilnehmen. Weil sie nun wieder so frisch und rein waren wie grünes Holz, nannte man sie Virides. Das ist Latein und heißt „die Grünen“. Wir verwenden „grün“ noch heute in ähnlicher Weise, wenn wir sagen, dass jemand „noch grün hinter den Ohren“ sei…
Und was hat es mit den Antlass-Eiern auf sich?
Auf dem Land wusste man noch lange, dass Eier, die am „Antlasspfingsta“ - wie der Gründonnerstag in Süddeutschland/Österreich teilweise noch heißt - von den Hennen gelegt wurden, ganz besondere Kräfte hatten: Sie wurden am Ostersonntag in der Kirche geweiht und danach lange aufgehoben, wie es die Kirchenzeitung der Diözese Linz erzählt: „Lagerte man sie auf dem Dachboden, sollten sie vor Blitzschlag schützen. Wurden sie im Feld vergraben, sollten sie für eine gute Ernte sorgen. Hat man sie im Stall aufgehängt, sollte das ein Schutz vor bösen Hexen sein.“
Das Wort „Antlass" bedeutet übrigens „Entlassung“. Und die, die am Gründonnerstag entlassen wurden, waren niemand anderes als die Virides, die öffentlichen Kirchenbüßer, die nach dem 40-tägigen Fasten am Antlasspfingsta aus der Buße entlassen wurden…
Endlich wird alles wieder grün
Möglicherweise aber hat sich im grünen Gründonnerstag auch etwas anderes erhalten. Schon in vor-christlicher Zeit wurde der Frühling in vielen unterschiedlichen Festen und Bräuchen gefeiert. Wie herrlich, wenn nach dem langen Winter sich Wissen und Wälder wieder mit frischem Grün überziehen, wenn die ersten Frühlingsblüher sich zeigen und die ersten Knospen sprießen!
Man weiß noch, dass es den Brauch gab, an diesem Tag bewusst junge, also grüne Kräuter zu verzehren, und es gibt alte Quellen, die den Gründonnerstag als Termin zum Säen und Pflanzen empfehlen.
Natürlich könnte sich „Grün“ auch darauf beziehen, dass man möglicherweise im Mittelalter in der Karwoche grüne Messgewänder trug – doch genau weiß man das nicht.
Rund um den Gründonnerstag
Obwohl Gründonnerstag in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag ist, ist er doch auch in Bayern ein „stiller Tag“: Es gibt ein Tanzverbot, das auch Veranstaltungen unter freiem Himmel einschließt und das schon frühmorgens um 2.00 Uhr in Kraft tritt.
So kurz vor dem Ende der Fastenzeit wird heute noch einmal bewusst wenig gegessen: Viele Familien verzichten auf Fleisch. Stattdessen stehen grüne Speisen auf dem Tisch – von der Kerbel-, Bärlauch- oder Kressesuppe, über Spinat mit Spiegelei oder Grünkohl, Brokkoli oder Salaten ist die Auswahl groß. Ein schöner Nebeneffekt für die Gesundheit sind die vielen Vitamine und der Reinigungseffekt.
Drei heilige Tage
Wer Ostern als christliches Fest intensiv erleben will, geht nun dreimal in die Kirche: Am Gründonnerstag, am Karfreitag und in der Nacht zum Ostersonntag. Denn in der katholischen Kirche – und auch in einigen evangelischen Gemeinden wie hier in Miesbach – fasst man das ganze Ostergeschehen als einen Prozess auf, der am Gründonnerstag beginnt und in der Nacht zum Ostersonntag endet. Diese heiligen drei Tage, das „Triduum Sacrum“ sind eine sehr gute Gelegenheit über den Sinn des eigenen Lebens nachzudenken und am Ostersonntag selbst zu neuem Leben zu erwachen.
- Für die katholischen Mitbürger beginnt dieser Prozess eigentlich schon am Mittwoch mit der Beichtgelegenheit um 16:30 Uhr in der Stadtpfarrkirche. Weitere Termine wie die Fußwaschung, den ökumenischen Kinderkreuzweg, das Heilige Grab in St. Laurentius / Parsberg oder die Speisensegnungen und die Festgottesdienste finden Sie auf der Website hier
- In der evangelischen Apostelkirche können Sie am 28. März um 19.00 Uhr im Foyer des Bunten Hauses an einem Tischabendmahl teilnehmen. Die weiteren Termine wie den ökumenischen Kinderkreuzweg, die Auferstehungsfeier und die Osternacht finden Sie hier
Text: Verena Wolf (Miesbacher Verlagshaus)
Fotos: Verena Wolf, Isabella Krobisch