Live-Interviews im Bunten Haus, © Alexander Langheiter
Plakat, © Eva Egginger

Film ab! Traumkulisse Miesbach

Unter diesem Titel veranstalten die Ausstellungsgruppe des Museumsvereins Miesbach in Kooperation mit Heimatmuseum und Kulturamt der Stadt Miesbach im Oktober 2024 eine Ausstellung im Foyer des Miesbacher Rathauses.

 

Erfolgreiche Kooperation


Nach den erfolgreichen Vorgängern „Miesbach und seine Uhren: Geschichte{n} aus fünf Jahrhunderten“ (2022) und „Made in Miesbach: Druckereien, Hutfabriken, Molkerei“ (2023) ist dies die dritte Schau, die in dieser Form veranstaltet wird.

Die Kombination aus Studioausstellung mit Ausstellungsführungen, Stadtführungen zu Erinnerungsorten im Innenstadtbereich von Miesbach sowie öffentlichen Gesprächsrunden und Vorführungen hat sich hier bestens bewährt. Eine weitere Spezialität ist das Konzept einer Mitmach-Ausstellung mit Einbindung der Bevölkerung bei Recherche, Vorbereitung und Durchführung.

Als Ausstellungsraum ist das Foyer des historischen Miesbacher Rathauses ein recht ungewöhnlicher Platz. Doch die Gastfreundschaft der Stadtverwaltung ermöglicht es den Ausstellungsmachern, den schönen Raum für ihre Zwecke zu gestalten. Heuer wurde hier ein Kino eingerichtet, in dem die Besucher Ausschnitte aus in Miesbach gedrehten Filmen in stilechter Atmosphäre genießen können.

 

Moderne Entwicklungen

Die wissenschaftlich ambitionierten Interessen werden gestillt durch einen Überblick über die Entwicklung des Films seit 1895 (erste Kinovorführung weltweit) und 1899 (erste Kinoaufführung in Miesbach). Hier sieht man, dass auch ein auf den ersten Blick verschlafen wirkendes Städtchen wie Miesbach recht bald Anteil an modernen Entwicklungen nehmen kann. Und soviel sei verraten: dies war sogar häufig so! Bis 1994 gab es fast durchwegs Filmtheater in Miesbach – über eine lange Zeit sogar zwei gleichzeitig. Erst die Eröffnung des Oberland Kinocenter in Hausham gab dem letzten Kino in der Wallenburger Straße den Todesstoß, da es mit dessen damals modernster Ausstattung nicht mehr mithalten konnte. Die Entwicklung der allgemeinen Film- und Fernsehgewohnheiten gaben ein Übriges.

 

Originalgetreue Kulisse

In mühevollen Recherchen gelang es den Ausstellungsmachern rund 30 Film- und Fernsehproduktionen mit Drehort Miesbach zu ermitteln. Zwar ist „Der Bauerndoktor von Bayrischzell“ von 1957 die älteste, doch war hiervon kein aussagekräftiges Bildmaterial mit Ortsbezug auffindbar. Ein Problem das in diesem Bereich nicht selten vorkommen kann. Anders war dies bei der Episode „Ein Amoklauf“ aus der Krimireihe „Der Kommissar“ von 1972: Hier diente das damals gerade erst geschlossene Miesbacher Gefängnis als originalgetreue Kulisse für den Ausbruch eines Insassen. Zugleich kann der Zuschauer und insbesondere jede/r interessierte Miesbacher/in einen Einblick bekommen, wie das Innenleben in dem – hoffentlich für die meisten – unbekannten Zuchthaus aussah.

 

Drehorte

Dies leitet über zum Thema der Drehorte. Denn mit akribischem Nachforschen gelang es der Ausstellungsgruppe eine Fülle von Drehorten zu benennen. Auf einem Stadtplan der Innenstadt konnten über 40 Plätze verortet werden, noch viele weitere wären außerhalb des Planausschnitts bekannt, mussten aber der Übersichtlichkeit wegen übergangen werden.

Vielen Gesprächen, Recherchen und geduldigem Zusehen verdanken wir tiefere Einblicke zum Thema „Sein und Schein“. Oft mussten mehr als zwei Augen Filmsequenzen betrachten, um Orte zu identifizieren oder Zusammenhänge für die Zwecke der Ausstellung herauszuarbeiten.

Immer bekommen die Besucher dadurch aber einen doppelten Einblick: ein Szenenbild einer fiktionalen Produktion und einen Blick zurück wie Miesbach damals aussah. Auch wenn natürlich einiges für die Film- und Fernsehproduktionen schon damals „geschönt“ wurde, so ist der historische Mehrwert doch enorm.

Apropos „geschönt“…wie entstehen die Effekte, die dem Betrachter eine andere Wirklichkeit vorgaukeln? Wie ging das früher, wie funktioniert das heute? Einblicke dazu bietet bei Führungen der trotz seiner Jugend bereits hocherfahrene 3D-Artist Michael Moser. Auf charmante Weise kann er diese schwierige Materie erklären und bereichert damit auf wunderbare Weise die Ausstellung.

 

Was bisher geschah!

So beginnen ja oft Filmgeschichten und auch bei der Ausstellung „Film ab! Traumkulisse Miesbach“ können wir schon auf tolle Ereignisse zurückschauen.

Zunächst fand am Samstag 12. Oktober im Bunten Haus der Evangelischen Kirchengemeinde die Gesprächsrunde „Miesbach als Filmstadt: Live-Interviews“ mit namhaften Filmschaffenden statt. In anregender Atmosphäre standen Ernst Geyer (Produzent), Astrid Güldner (Regisseurin), Robert Krause (Drehbuchautor), Rosetta Pedone (Schauspielerin), Werner Rom (Schauspieler) und Luky Zappatta (Schauspieler) Rede und Antwort. Sie alle verbindet, dass sie teils enge Bezüge zu Miesbach haben und darüber hinaus über spannende Erfahrungen berichten konnten.

 

50 Jahre Filmgeschichte

Am Folgetag dem 13. Oktober fand am selben Ort der Filmschnipselabend statt – offiziell „Miesbach in Filmclips“ getauft. Hier wurden Ausschnitte aus besonderen Produktionen aus 50 Jahren Filmgeschichte mit Ortsbezug gezeigt. Zeitzeugen berichteten von ihren Erlebnissen vor und hinter der Kulisse.

Wie bereits die beiden vorgenannten Events war auch die Stadtführung mit Special Guests aus der Serie „Rosenheim-Cops“ bestens besucht: In Begleitung von TV-Kommissar Anton Stadler (Dieter Fischer), dem Produktionsleiter Dennis Voss, der Ausführenden Produzentin Marlies Moosauer und dem Motivaufnahmeleiter Arne Brückner (alle von Bavaria Fiction) konnten so manche kleine Geheimnisse gelüftet, Einblicke in die Arbeit vor und hinter der Kamera und unterhaltsame Erlebnisse gesammelt werden.

 

Ausstellung im Rathaus

Noch bis 31. Oktober ist die Schau zu sehen. Setzen Sie sich in einen der gemütlichen Kinosessel und genießen Sie Filmclips aus „Der Herr Kottnik“, „Spannagl & Sohn“, „Der Gerichtsvollzieher“ oder „Racko – ein Hund für alle Fälle“.

Das Rathausfoyer ist als Begegnungsstätte und leicht zu erreichende Ausstellungsfläche ein wunderbarer Ort für das Eintauchen in die Filmgeschichte Miesbachs. Auf vier Touchscreens können Sie aus noch viel mehr Filmclips selbstständig aussuchen, diese abspielen und zudem weitere Informationen abrufen.

Was wird noch zu sehen sein? Lassen Sie sich überraschen und kommen Sie vorbei!

Wissen Sie auch noch selbst von Film- und Fernsehproduktionen, die in Miesbach gedreht wurden – und wir haben diese übersehen? Teilen Sie es den Ausstellungsmachern gerne mit.

Die Ausstellung ist zu üblichen Öffnungszeiten des Rathauses zu besuchen (Mo, Di, Do, Fr von 9-12 Uhr, Mo und Di auch von 14-16 Uhr, Do 15-18 Uhr). Für Berufstätige gibt es drüber hinaus immer Dienstagnachmittag von 17 bis 19 Uhr eine Sonderöffnung.

Weitere Informationen zur aktuellen Ausstellung finden sich auch auf der Homepage des Museumsvereins

Am Mittwoch, 30.10.2024, lädt die Ausstellungsgruppe zur Finissage:
Beginn ist um 19 Uhr im Bunten Haus, Rathausstr. 10, mit der Vorführung des Kurzfilms „Spaghetti für Zwei“ des Miesbachers Matthias Rosenberger. Der heute international tätige Regisseur hat uns für diesen Anlass eine besondere Ehre gemacht und die Ausstrahlung erlaubt. Der reizende Film wurde größtenteils in der Miesbacher Altstadt gedreht.

Wer zudem an diesem Tag noch einmal die Ausstellung besichtigen möchte, ist dazu ab 17 Uhr eingeladen.

Die allerletzte Möglichkeit zur Besichtigung ist Donnerstag der 31.10. mit Öffnung bis 18 Uhr. Danach verabschiedet sich das Team der Ausstellungsgruppe des Museumsvereins Miesbach und Sie dürfen sich auf eine neue Schau im Jahr 2025 freuen.

 

Text: Alexander Langheiter
Fotos: Alexander Langheiter; Plakat: Eva Egginger

Impressionen

Plakat zur Ausstellung, © Eva Egginger
Plakat zur Ausstellung

© Eva Egginger

Mike Moser, © Alexander Langheiter
Mike Moser

© Alexander Langheiter

Rosenheim Cops in Miesbach, © Alexander Langheiter
Rosenheim Cops in Miesbach

© Alexander Langheiter

Schulführung durch die Ausstellung, © Alexander Langheiter
Schulführung durch die Ausstellung

© Alexander Langheiter

Live-Interviews im Bunten Haus, © Alexander Langheiter
Live-Interviews im Bunten Haus

© Alexander Langheiter