Wie wurde Elisabeth Neuhäusler zu dem Menschen, wie wir ihn heute kennen: Die gefeierte Mezzosopranistin am Freien Landestheater Bayern, die Organisatorin vor und hinter den Kulissen des Theaters, die beliebte Kulturpreisträgerin und die engagierte Behindertenbeauftragte der Stadt Miesbach?
Diesen Fragen geht eine Ausstellung mit dem Titel „Elisabeth Neuhäusler zu Ehren“ auf den Grund, die am Donnerstag, 13. März 2025 um 19 Uhr eröffnet wird.
Der Werdegang
Schon als Kind hat Elisabeth Neuhäusler immer und überall gesungen – auf der Bühne, in der Kirche, beim Wandern und zuhause. Mit vier Jahren besucht sie den Kinderchor, schon mit sechs Jahren begleitet sie ihre Eltern in den Kirchenchor und singt dort ihr erstes Solo. Damit war ihr Weg vorgezeichnet. Sie erhält Unterricht in Klavier und Querflöte, es folgen das musische Gymnasium zuerst in Passau-Freudenhain und später in Straubing. Nach der Schule geht es musikalisch weiter: zuerst an der Berufsfachschule für Musik in Plattling und zwei Jahre später am Richard-Strauß-Konservatorium in München, wo sie klassischen Gesang studiert.
Über den Regisseur Horst Reday kommt sie zur Oberlandbühne nach Miesbach. „Durch die Mitwirkung bei der Zauberflöte hat eigentlich meine Karriere begonnen“, denn von dem Zeitpunkt an geht es bei Elisabeth Neuhäusler steil bergauf. Noch im zweiten Ausbildungsjahr am Richard-Strauß-Konservatorium schafft sie es in den Konzertchor des Bayerischen Rundfunks, wo sie unter anderem an Produktionen mit Leonard Bernstein, Sir Simon Rattle und Sir Colin Davies mitwirkt.
„Und da hab ich natürlich tolle Erfahrungen gemacht mit ganz großen Dirigenten, aber dann kam natürlich wieder die Oberlandbühne, dann hieß es singst jetzt die Hänsel und Gretel Mutter oder machst im Funk das Konzert, weil entweder Funk ganz, also mit allen Proben und alle Konzertterminen (…) das wäre also schlicht nicht möglich gewesen, also musste ich mich entscheiden und dann habe ich gesagt, ok dann bleibe ich bei der Bühne.“
In der Heimat angekommen
Und hier findet sie schließlich ihre Heimat: in der Oberlandbühne, die später zum Freien Landestheater Bayern wird. Und in Rudolf Maier-Kleeblatt ihre große Liebe. 1989 heiraten die Beiden. Elisabeth Neuhäusler ist in Miesbach angekommen – privat wie beruflich. Sie avanciert zum Publikumsliebling, singt und spielt alle großen Partien. Dem Freien Landestheater Bayern ist sie bis heute in verschiedensten Funktionen eng verbunden.
1991 kommt Sohn Moritz zur Welt, 1994 Sohn Felix, der zunächst entwicklungsverzögert scheint. Erst nach fünf Jahren diagnostizieren die Ärzte seine geistige Behinderung. „Und ich weiß noch, dass ich damals in Vorbereitung war für die Wagnerlieder, ich musste das Programm einfach absagen, ich hab‘ das nimmer singen können. Das hat mich dann total geschockt.“
Für Elisabeth Neuhäusler ist es immer selbstverständlich, dass Felix ihre volle Unterstützung und Aufmerksamkeit hat. Gemeinsam mit Au-pair-Mädchen und im engen Schulterschluss mit der Anton-Weilmaier-Schule und der Lebenshilfe gelingt ihr der Spagat zwischen Beruf und Privatleben. Singen entwickelt sich zu ihrer Tankstelle, während sie sich für Menschen mit Handicap mehr und mehr einsetzt.
Herzensprojekt und Novum im Landkreis
Das Thema Inklusion wird zu einem Herzensprojekt – von Elisabeth Neuhäusler und ihrem Mann Rudolf Maier-Kleeblatt. Der Intendant des Freien Landestheater Bayerns war von 2004 bis 2006 auch geschäftsführender Vorstand und dann bis 2016 erster Vorstand der Lebenshilfe Miesbach e.V. Während dieser Zeit hatte er die Idee, Menschen mit Beeinträchtigung in die öffentlichen Generalproben der Musiktheaterproduktionen einzuladen. Ein Novum im Landkreis Miesbach. Menschen mit Beeinträchtigung als Zuschauer im Musiktheater – das ist für alle neu und ungewohnt. Das gesamte Ensemble fiebert den Generalproben entgegen. Zuschauer und Akteure sind beseelt von diesem einzigartigen Erlebnis, das fortan regelmäßig zwei Tage vor der großen Premiere einer Neuproduktion stattfindet.
Kulturelles und gesellschaftliches Engagement
Im Jahr 2016 wird Elisabeth Neuhäusler mit dem Kulturpreis der Stadt Miesbach ausgezeichnet. Bürgermeisterin Ingrid Pongratz würdigt „ihren wundervollen Gesang, ihr vorbildliches Wirken und ihr soziales Engagement, mit dem sie sowohl das kulturelle als auch das gesellschaftliche Leben in Miesbach und weit darüber hinaus bereichert.“
Vier Jahre später, 2020, wartet eine neue Aufgabe auf Elisabeth Neuhäusler. Sie wird zur ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten von Miesbach bestellt. Seitdem setzt sie sich für barrierefreie Wege ein, bringt Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen und geht ein neues Mammutprojekt an: den Abenteuerinklusionsspielplatz – mit Initiatorin Alexandra Braunmiller, dem Arbeitskreis Inklusionsspielplatz und dem Förderkreis Miesbach. Gemeinsam im Team arbeitet sie fast drei Jahre am Inklusionsspielplatz. Elisabeth Neuhäusler öffnet dabei nicht nur die Herzen, sondern auch die Geldbörsen.
„Ich habe unglaublich viele Menschen, Stiftungen, Institutionen angeschrieben, ob sie uns nicht helfen können, diesen Abenteuerinklusionsspielplatz zu realisieren. Und wir sind ohne einen einzigen Cent von der Stadt ausgekommen und konnten 381.000 € auf den Tisch legen um dieses Projekt zu realisieren“.
Im Juni 2024 wird der erste öffentliche Spielplatz für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung in der Kreisstadt eröffnet.
Vielseitige Ausstellung
Die Ausstellung im Waitzinger Keller macht mit Plakaten, Szenenfotos, Kostümen, Requisiten, Klangbeispielen und einem neuen Hörpfad das reiche Bühnenleben der gefeierten Mezzosopranistin des Freien Landestheaters Bayern erlebbar. Und es werden zum ersten Mal ihre Aquarelle gezeigt!
Eröffnung: Donnerstag, 13. März 2025, um 19 Uhr
Geöffnet: 14. März bis 3. April 2025, Montag bis Freitag 9-13 Uhr, Donnerstag 14-16 Uhr und bei Saalveranstaltungen. Eintritt frei.