Sie wollten einen Laden eröffnen, in dem sich Jede und Jeder wohl fühlt und dabei selbst mit Spaß und Leichtigkeit arbeiten – Janina Mühlbauer und Stephanie Brandmaier haben sich selbst und ihren Kunden mit ihrem Friseurgeschäft „Zwoaschneidig“ diesen Traum erfüllt.
Betritt man den Friseurladen in der Wallenburger Straße, wird man von einem herzlichen Hallo, Lachen und netten Gesprächen empfangen – ein Gefühl, fast wie nach Hause kommen. Genau das ist es, was die beiden Inhaberinnen von „Zwoaschneidig“ von Anfang an wollten. „Das hier ist unser zweites Wohnzimmer“, sagt Stephi. Alle sollen sich hier geborgen und angenommen fühlen, deshalb nennen die beiden Friseurinnen ihre Kunden auch Gäste. „Es gibt niemanden auf den wir uns nicht freuen und das ist so besonders hier“, betont Nina.
Wertschätzendes Wohlfühlambiente
Doch nicht nur für ihre Gäste wollten die beiden ein wertschätzendes Wohlfühlambiente schaffen, auch für sich selbst. „Mit Spaß, Freude und vor allem ohne Druck, Oberflächlichkeiten und Neid arbeiten, das war uns wichtig.“ Eine Atmosphäre, die sich auf das gesamte Klima im Laden überträgt. „Wir respektieren jeden und wollen auch als Dienstleister respektvoll behandelt werden, das sollte auch das Ziel in unserem Berufszweig werden“, erklärt Nina. In den vergangenen drei Jahren hätten sie beide nicht einen Tag gehabt, an dem sie ihren Friseursalon nicht gerne aufgesperrt haben. Denn was sich die Freundinnen dort erschaffen haben, ist etwas ganz Besonderes.
Auf Umwegen zum Ziel
Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen. Denn Nina begann nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und Stephi lernte zunächst Bürokauffrau. Beide merkten schnell, dass dies nicht ihr jeweiliger Traumberuf war und sattelten um. Kennengelernt haben sie sich vor elf Jahren aber nicht in der Arbeit, sondern beim Einkaufen durch ihre Kinder. Die Chemie stimmte und es dauerte nicht lange, da arbeiteten die Freundinnen gemeinsam in einem Friseursalon. „Damals hätten wir nie gedacht uns mal selbstständig zu machen oder gar gemeinsam einen Laden zu eröffnen“, erzählt Nina. Das Schicksal hielt jedoch einen anderen Plan für die beiden bereit.
Der Schicksalsmoment
Nämlich als ein ganz besonderes Ladengeschäft in der Wallenburger Straße neu vermietet werden sollte. Der ehemalige Salon Renner ist vielen Miesbachern noch ein Begriff. „Schon unsere Großmütter sind hier drin im Friseurstuhl gesessen“, erzählen sie. 70 Jahre lang war der Salon als Friseurladen Renner bekannt. „Der Spirit der in den Wänden steckt ist gigantisch“, sagt Nina. Dieses familiäre Gefühl hätte sich gleich bei ihrem ersten Besuch der Räumlichkeiten auf sie übertragen. Die Entscheidung fiel den Freundinnen dann plötzlich nicht mehr schwer und selbst unter widrigen Umständen packten sie die Renovierung im Lockdown der Pandemie an und eröffneten am 1. März 2021 ihren gemeinsamen Laden.
Es geht auch anders
„Wir wollten uns beweisen, dass es auch anders geht“, erklärt Nina. Jeder Gast sei für sich wichtig und verdiene es, während seines Aufenthalts auch so behandelt zu werden. Eine exklusive Auszeit vom Alltag, ohne dass die Friseurinnen nebenbei noch weitere Kunden betreuen. „Das bedeutet für uns, dass wir anders kalkulieren müssen, aber wir wollen es genau so.“ Ein Konzept, welches die „Zwoaschneidig“-Kunden schätzen, ebenso wie die qualitativ hochwertigen Produkte, welche dort verwendet werden. Wie etwa die eigene „Zwoaschneidig“-Linie an Shampoos, Kuren, Haarpflege- und Stylingprodukten, welche die Frauen gemeinsam mit einem kleinen Familienunternehmen am Chiemsee entwickelt haben. „Wir wollten authentische Produkte, deren Inhaltsstoffe wir kennen und wissen was drinsteckt“, erklärt Nina. Es gäbe kein Produkt im Laden, welches sie nicht ausgiebig an sich selbst getestet hätten und benutzen würden. „Das Vertrauen zwischen uns und unseren Kunden ist groß, das macht es hier aus.“
Hobbypsychologen und Spaßkanonen
Was den Beruf so besonders und gleichzeitig herausfordernd macht? „Jeder Wirbel auf dem Kopf ist so individuell wie die Musterung eines Fingerabdrucks.“ Deshalb müssen Friseur und Kunde auch zusammenpassen, „denn jeder hat seine ganz eigene Handschrift beim Schneiden und Färben“, erklärt Stephi. Vom Kind bis zum Opa, vom Kurzhaarschnitt bis zur Hochsteckfrisur und von der klassischen Foliensträhne bis hin zur modernen Balayage – jede hat ihre Vorlieben und so sind alle Kunden bestens versorgt. Der klassische Fall sei übrigens, wenn Kunden mit einem Foto kämen und genau die gleiche Frisur haben wollen. „Wir können nicht zaubern, die Haare müssen so passen, wie der Kopf sie hergibt“, sagt Nina. Wenn mal eine Frisur nicht gefällt, wäre es übrigens überhaupt kein Thema das zu reklamieren. „Ganz im Gegenteil, das ist der größte Vertrauensbeweis für uns.“ Das Gespür für die Menschen, ihre Stimmung und Bedürfnisse zu haben sei mit das Wichtigste in diesem Job. „Hobbypsychologe, Spaßkanone oder Meditationspartner – in diesem Beruf ist man alles gleichzeitig“, lacht Nina.
Eine besondere Atmosphäre
Seit kurzem gehört auch Samantha Sauer mit zur „Zwoaschneidig“-Familie. Sie beendet bald ihre Ausbildung und ist dann Vollzeit im Laden tätig. „Wir sind eine Familie hier drin und gehen auch so miteinander um, das muss man auch mögen“, erklärt Nina. Wer sich von dem Konzept des Ladens und dieser Atmosphäre angesprochen fühlt, der ist herzlich als Kollegin willkommen. „Wir wollen ein Arbeitsumfeld kreieren, in dem man gerne ist und so wie es für jeden in die derzeitige Lebensphase reinpasst.“ Für Stephi geht es jetzt erst einmal in die Babypause. „Das wird jetzt eine neue Herausforderung, aber wir haben noch viele Ideen in der Pipeline für die Zukunft“, freut sich Nina. „Zwoaschneidig“ bleibt auf jeden Fall der Friseurladen in Miesbach, mit dem ganz besonderen Wohlfühlambiente.
Friseursalon Zwoaschneidig
Wallenburger Str. 22
08025/9978990
www.zwoaschneidig.de
Instagram: zwoaschneidig
Text und Fotos: Selina Benda
