Eisstadion innen, © Selina Benda
Eisstadion außen, © Selina Benda

Das sportliche Herz der Stadt Miesbach

Blickt man auf die Geschichte der Kreisstadt Miesbach zurück, so ist diese seit fast 100 Jahren so eng mit einem Verein verwoben, dass man sie einfach in einem Atemzug nennen muss. Denn inmitten der Stadt, zwischen Schlierach und Bahnlinie gelegen, pocht seit vielen Jahrzehnten das sportliche Herz der Miesbacher – das Kunsteisstadion des TEV.

 

Im Jahr 1928 wurde der Vorläufer einer Sportgemeinschaft, der „Tennis- und Eislaufverein“ gegründet und nur wenige Monate später stellte die Stadt Miesbach dem Verein unentgeltlich die damalige Schlachthauswiese zur Verfügung. Dort entstand, damals noch parallel zur Bahnlinie verlaufend, eine Natureisfläche, die zum Anziehungspunkt für die Miesbacher und viele überregionale Besucher werden sollte. Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn in der Zwischenzeit einige Liter Wasser die Schlierach hinabgeflossen sind.  

 

Beliebter Anziehungspunkt

Einer, der schon seit frühesten Kindheitstagen alle Phasen des Eisstadions miterlebt und begleitet hat, ist Jürgen Modler. Der heute 75-Jährige gilt als wandelndes Archiv, wenn es um die Geschichte des TEV und sein Stadion geht. Aufgewachsen am Tölzer Berg, zog es ihn schon als kleinen Jungen immer hinunter auf die Schlachthauswiese, wenn sich auf dem Eis etwas bewegt hat. Wie so viele andere, erlag auch er der großen Liebe zum Eissport und er sagt über sich selbst: „Ich bin vom Scheitel bis zur Sohle TEV´ler.“ Egal welche Information man braucht - vom ersten Eishockey-Ligaspiel bis hin zur Bauphase der Halle – Jürgen Modler hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Schriftstück, Foto oder eine eigene Erinnerung dazu. In den meisten Fällen sogar etwas von allem.

Der Archivar des TEV nimmt einen nur allzu gern mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Nachdem die Eisfläche in den 40er Jahren zunächst gedreht wurde, war der Bau des Stadions im Jahr 1960 ein großer Meilenstein für den Verein und die Stadt Miesbach. Diese überließ dem TEV damals das Grundstück im Erbbaurecht und mit der Leistung vieler freiwilliger Helfer wurde in nur sieben Monaten das Kunsteisstadion erbaut. Die Glanzzeit des Eissports feierte in der Kreisstadt große Erfolge. Die hochkarätigen Spiele und Läufe der Sparten Eishockey, Eiskunstlauf und Eisstock sorgten für Besucherströme von teilweise bis zu 3000 Zuschauern. Internationale Eishockey-Teams trainierten im Miesbacher Stadion und die Nachwuchsspieler wurden regelmäßig in die Nationalmannschaft berufen.

 

Große Veränderungen

Nur 26 Jahre später sollte eine noch größere Veränderung für das sportliche Herz der Kreisstadt folgen. Denn mit den Erfolgen und der Beliebtheit stieg auch der Anspruch an das Eisstadion und die Rufe nach einer Halle wurden immer lauter. 1986 war es dann endlich soweit: Sieben Dachträger mit 44 Metern Länge und jeweils 22 Tonnen Gewicht formten das Dach der neuen Halle, die von Architekt Norbert Widmoser geplant wurde. „Oft wurde überlegt das Stadion außerhalb der Stadt anzusiedeln“, erzählt Modler. Doch die Überlegungen wurden immer wieder verworfen, denn die Nähe zur Schlierach ist einfach zu wichtig für den Betrieb der gesamten Anlage. Nach nur einem halben Jahr Bauzeit fand im November 1986 das erste Punktespiel statt. Ab diesem Zeitpunkt konnten bis zu 1400 Zuschauer die Spiele des TEV auf den Rängen verfolgen. Mittlerweile sind auch 40 VIP-Plätze in den Oberrängen hinzugekommen. 2,6 Millionen D-Mark kostete dieser Kraftakt damals den Verein. Doch der konnte immer auf die Unterstützung durch die Stadt Miesbach und viele Sponsoren und Helfer setzen.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Das Engagement von allen im Verein ist immer über das Maß der Ehrenamtlichkeit hinaus gegangen“, sagt Jürgen Modler stolz. Was den Verein und das Stadion immer über alle Höhen und Tiefen hinweg getragen hat, ist die Liebe aller Beteiligten zum Eissport. Egal ob Abstiegskämpfe der Eishockeymannschaft oder immer wieder große Sanierungsarbeiten – die einzige Eishalle im Landkreis Miesbach hat dies alles überstanden und ist als eine von wenigen Hallen im Land, noch immer in der Hand des Vereins.

 

Die Liebe zum Eissport

Sie ist Anziehungspunkt für viele Eissportler und vor allem für den Nachwuchs. Denn wenn etwas nie an Gewicht verloren hat, ist es die Kinder- und Jugendarbeit beim TEV. Der knapp 700 Mitglieder starke Verein unterhält neben einer Bayernliga- und Bezirksliga-Mannschaft, auch sieben Nachwuchs-Eishockeymannschaften in allen Altersklassen. Während die erwachsenen Spieler unter Trainer Michael Baindl sich derzeit ihren Weg in die Oberliga erkämpfen, bereiten sich die Nachwuchsspieler von der U7 bis zur U20 in den jeweils höchsten Bayerischen Spielklassen auf ihre Karriere vor. Seit 1962 gehört auch die Sparte Eiskunstlauf fest zum Bestand. Spartenleiterin Verena Feuerreiter betreut neben einer Leistungsgruppe für Kinder ab acht, auch eine Bambini-Gruppe für die Kleinen ab drei Jahren. Insgesamt etwa 150 aktive Sportler vom TEV wagen sich wöchentlich im Training und den Spielen auf die Kufen.

Auch für viele Schulklassen und Hobbymannschaften steht die einzige Eishalle im Landkreis zur Verfügung. Die ersten zarten Versuche werden in der Eislaufschule für Anfänger begleitet und wohl durch alle Generationen hinweg, ist vor allem der öffentliche Lauf im Stadion schon immer ein großer Besuchermagnet. Dieser findet nun nach längerer Pandemie-Pause wieder jeden Sonntag von 10:30 bis 12:20 Uhr statt. Auf dem Eis läuft es also blendend, jetzt muss nur auch wieder Schwung in die Stadionwirtschaft kommen. „Die Wirtschaft wird seit zwei Jahren und noch bis zum Ende der Saison vom Verein geführt. Wir suchen aber weiterhin nach einem Wirt oder einer Wirtin“, erklärt Geschäftsstellenleiter David Keckeis. Nach der Saison soll die Suche nach geeigneten Pächtern intensiviert werden. Denn eine Stadionwirtschaft gehört einfach dazu.

 

Immerwährende Unterstützung

Egal ob 1994 der komplette Neubau der Spielfläche, die Sanierung der Dachkonstruktion im Jahr 2014, die aufwendigen Brandschutz-Nachbesserung zwei Jahre später oder die erst im vergangenen Jahr abgeschlossene energetische Sanierung der gesamten Halle – das Eisstadion Miesbach hat bisher alle Operationen überstanden, egal wie schwer sie auch waren. Das immer mit großer Unterstützung aus allen Bereichen – nicht nur deshalb passt der derzeitige Name des „Mia helfn zam“-Stadions bestens. Damit pocht es auch zukünftig stark weiter, das sportliche Herz von Miesbach. Eingebettet in der Mitte der Kreisstadt, zwischen Schlierach und Bahnlinie. So, wie es eben schon immer war.

 

https://tev-miesbach.de/

Das Nostalgie-Stüberl ist in allen Drittelpausen bei Pflichtspielen des TEV geöffnet.

Bei Bedarf kann mit Herrn Modler auch ein privater Besichtigungstermin vereinbart werden: 08064 1356

 
Text und Fotos: Selina Benda

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
Genussführung_Sonja_Still (2)
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