Integrationszentrum vhs Oberland e.V., © Selina Benda
Veronika Weese und Iryna Titov, © Selina Benda

Das Integrationszentrum Miesbach der vhs Oberland

Es braucht Menschen mit einer klaren Vision, um Dinge umzusetzen, auch wenn sie zunächst schwierig erscheinen. Ebenso braucht es einen sicheren Ort und ein gut funktionierendes Netzwerk, welche die Umsetzung dieser Vision unterstützen. Im neu gegründeten Integrationszentrum Miesbach der vhs Oberland ist ein solcher Ort entstanden und damit ein Dreh- und Angelpunkt für die Integrationsarbeit im ganzen Landkreis.

 

„Für mich gibt es kein wichtigeres Thema als die Integration von Menschen“, sagt Iryna Titov. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, den Menschen aus anderen Ländern den Start und das Einleben in ihrer neuen Heimat zu erleichtern und sie dabei zu begleiten. Sie weiß um die Sorgen und Nöte der Menschen, welche „auf der Suche nach einem besseren Leben“ nach Deutschland kommen. Vor 24 Jahren war sie selbst auf dieser Suche.

 

Erste Anlaufstelle für Geflüchtete

Seit mittlerweile 18 Jahren ist die gebürtige Ukrainerin Teil des vhs Teams. Sie begann als Sprachdozentin, arbeitete acht Jahre in der Verwaltung und ist nun die Leiterin des im April diesen Jahres eröffneten Integrationszentrums in Miesbach. Unter dessen Dach laufen alle Fäden der Integrationsarbeit der Volkshochschule Oberland zusammen. „Wir sind meistens die erste Anlaufstelle für Geflüchtete“, erklärt Iryna Titov. Von dem Moment an, wenn sie im Landkreis angekommen sind, bis hin zur Integration auf dem Arbeitsmarkt, bieten sie und ihr Team aus drei Mitarbeitern in Miesbach den Menschen konkrete Hilfe an.

 

Einer der größten und wichtigsten Bereiche

Veronika Weese ist Vize-Vorständin der vhs Oberland und Leiterin der vhs Miesbach und hat in ihren 18 Jahren die Weiterentwicklung des Integrationsbereichs miterlebt: „Es gab schon immer die Deutsch- und Integrationskurse, diese haben sich mittlerweile vervielfacht. Wir haben ein Prüfungszentrum gegründet und haben viele weitere Kurse im Angebot. Die Integrationsarbeit ist einer der größten und wichtigsten Bereiche der Volkshochschule.“ Auf alle Stellen der vhs im Landkreis verteilt, arbeiten mit Dozenten und Prüfern insgesamt 30 Personen stetig daran, Menschen auf ihrem Integrationsweg bestmöglich zu begleiten. Durch das stete Wachstum sei irgendwann die Idee für das Integrationszentrum entstanden. Dort werden auch der AWO-Deutschkurs für Frauen mit Kindern und der Alphabetisierungsintegrationskurs angeboten.

 

Auf die Motivation kommt es an

„Der Kern unserer Arbeit ist es, jede Person mit ihren individuellen Stärken und ihrer Geschichte anzusehen“, erklärt Iryna Titov. Ihre Arbeit gleiche dabei dem Brückenbau zwischen der Vorstellung der Geflüchteten und der Realität. Denn diese würden oft weit auseinanderliegen. Diesen Prozess auch psychologisch zu begleiten, sei enorm wichtig. „Denn oft ist er unangenehm“, erklärt sie. Einige würden sich auch dazu entscheiden wieder zurück zu gehen. „Es kommt vor allem auf die Motivation der Menschen an“, erklärt die Leiterin. Nicht jeder könne sofort zu arbeiten beginnen oder verstehe das System der Sozialleistungen. An dieser Stelle seien vor allem die Wegweiserkurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge so wichtig. Als ausgebildete Kulturmittlerin kläre sie die Menschen nach deren Ankunft vor allem über Land, Leute und Kultur auf, gebe einen Überblick etwa über das Gesundheitssystem und vor allem praktische Tipps für den Alltag.

 

Die Sprache spielt eine zentrale Rolle

Bisher sei vor allem das Erlernen der deutschen Sprache als Ziel „gelungener Integration“ angesehen worden. Mittlerweile wisse man, dass es die Integration auf dem Arbeitsmarkt ist. Hier greift das neue Angebot des vhs Integrationszentrums Miesbach: die Jobbegleiter. Das Projekt Jobbegleiter wird vom Bayerischen Ministerium des Innern, für Sport und Integration gefördert.

Iryna Titov und ihr Kollege Andrii Bashlyk betreuen dabei intensiv arbeitswillige Geflüchtete, von der ersten Kontaktaufnahme mit potentiellen Arbeitgebern, bis hin zur Integration in das bestehende Team in einer Firma. „Wir begleiten zum Beispiel auch Nachtschichten und helfen bei der Einarbeitung.“ Die Sprache spiele immer noch eine zentrale Rolle bei der Integration in die Arbeitswelt, das habe sich auch bei der kürzlich stattgefundenen Jobmesse für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund mit rund 200 Besuchern wieder gezeigt. „Die Arbeitgeber verlangen mindestens ein ‚A2-Niveau‘.“ Dies sei verständlich, sagt Veronika Weese. Denn die Grundkommunikation müsse klappen, wenn im weiteren Verlauf auch Fachbegrifflichkeiten im Job hinzukommen. Iryna Titov lädt potentielle Arbeitgeber ein, offen zu sein für Flüchtlinge. „Wir unterstützen ganzheitlich und individuell“, verspricht sie. Mittlerweile hätten schon 21 Personen einen Arbeitsvertrag mit Hilfe der Jobbegleiter abgeschlossen.

Bezeichnungen wie „A2“ sind Sprachkenntnisse, die in einem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen in Stufen definiert sind (A1, A2, B1, B2, C1, C2).

A1 sind Anfängerkurse oder Kurse mit geringen Vorkenntnissen. A2 sind Kurse für Lernende, die schon einfache Informationen verstehen und diese auch austauschen können. B1 beschreibt bereits die selbstständige Nutzung der Sprache in gewohnten Situationen und bei B2 kann man schon auf ungewohnte Situationen reagieren und kommunizieren. Das C1- oder C2-Niveau ist die Muttersprachen-Ebene.

 

Wegbereiter zur Integration

Dass erfolgreiche Integration nur im Team und als Gesamtleistung eines großen Netzwerks funktioniert, sei laut Iryna Titov klar. Der Integrationsprozess sei ein bürokratischer Aufwand und dort würden vor allem die Kooperationspartner des Zentrums eine große Rolle spielen. Sie ist überzeugt: „Zusammen schaffen wir eine bessere Integration von Menschen.“ Sie selbst möchte den Geflüchteten ein Vorbild sein. „Die Kunst des Lebens ist es, sich an die Zeit anzupassen“, sagt sie. Wenn man den oft beschwerlichen Weg der Integration stetig weitergehe, könne man diese auch schaffen. Sie und ihr Team des Integrationszentrums Miesbach der vhs Oberland stehen den Menschen jedenfalls als Wegbereiter zur Seite.

 

Kontakt

Integrationszentrum vhs Oberland e.V

Wallenburger Str. 16a

83714 Miesbach

T: 08024 46789 82

M: integration-miesbachvhs-oberland.de

 

Text: Selina Benda
Fotos: Selina Benda, vhs Oberland e.V.

Impressionen

Integrationszentrum vhs Oberland e.V., © Selina Benda
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Jobbegleiter, © vhs Oberland e.V.
Jobbegleiter

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Veronika Weese und Iryna Titov, © Selina Benda
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vhs Logo, © vhs Oberland e.V.
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