Parsberg, © Andreas Leder
Heiliges Grab Parsberg, © Isabella Krobisch

Das Heilige Grab in Parsberg

Das Heilige Grab in Parsberg

 

Jetzt ist es wieder soweit: Am Karfreitag und Karsamstag wird das Heilige Grab in der Pfarrkirche St. Laurentius in Parsberg enthüllt.

 

Besinnungsort Heiliges Grab

Im Laufe der Jahrtausende haben Kirche und Gläubige beeindruckende Traditionen wie Weihnachten und Ostern entwickelt – Feste, die uns helfen, Glaubensinhalte intensiv mitzuerleben und somit besser zu verstehen, was Gott uns sagen will. Zu den innigsten Glaubenserlebnissen überhaupt gehört ein Besuch an einem Heiligen Grab.

Wer zu Ostern das fundamentale Wunder von Tod und Auferstehung intensiv erleben will, der sollte zu einem stillen Gebet in die Parsberger Pfarrkirche kommen. Dort ist eines der vielen Heiligen Gräber im Erzbistum München-Freising aufgebaut. Der Nachbau der Grabnische, in der symbolisch der Leichnam Jesu Christi bis zur Auferstehung ruht, ist ein Ort, der zu einem tiefen Glaubenserlebnis einlädt.

 

Von Tod und Auferstehung

Die Bibel berichtet uns vom Wunder der Auferstehung, das wir an Ostern feiern. Alle vier Evangelisten erzählen übereinstimmend, dass Christus nach seinem Tod am Kreuz in ein Grab gelegt wurde, das einem Anhänger des neuen christlichen Glaubens gehörte: Josef von Arimathäa, der in der Nähe von Golgatha ein Felsengrab für sich und seine Familie erworben hatte, bat, so erzählt es die Heilige Schrift, persönlich bei Pontius Pilatus um den Körper des Gekreuzigten. Er legte ihn ins Grab und verschloss es mit einem Stein.

Als drei Tage später die drei Frauen – Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome – zum Grab kamen, fanden sie es geöffnet und leer.

Bei Markus (16,5-6) lesen wir: „ […] 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. […] “

Die knappen Worte des Markus schildern das Wunder von Tod und Auferstehung, das den Kern unseres Glaubens bildet. Nirgends kann man als Christ die dramatischen, schmerzhaften und verheißungsvollen Vorgänge in ihrer ganzen Tiefe wohl besser erspüren als im Angesicht eines Heiligen Grabes.

 

Stille Anbetung an Karfreitag und Karsamstag

Wie in der Parsberger Kirche alles für die Gläubigen vorbereitet wird, schildert die Mesnerin Monika Kühlechner: „Zu Beginn der Karwoche, also nach Palmsonntag, bauen wir das Heilige Grab auf. Dazu wird am rechten Seitenaltar das Bild der Mutter Gottes verhüllt und darunter die Grabnische aufgestellt. Wenn alles fertig ist, wird das Grab mit einem Tuch verhängt. Das Tuch wird dann am Karfreitag nach der Karfreitags-Liturgie entfernt und kleine Teelichter in farbigen Gläsern entzündet.“ Wenn es draußen dunkel ist, tauchen die Kerzen den ganzen Kirchenraum in ein wunderbar geheimnisvolles Licht.

 

Aus dem Heiligen Land nach Bayern

Die Heiligen Gräber haben eine interessante Geschichte. Bis zum 4. Jahrhundert hatten die Gläubigen kaum Interesse an der Grablege Jesu. Dann aber ließen Kaiser Konstantin (272-337) und seine Mutter Helena in Jerusalem, an der Stelle, an der der Überlieferung nach das Grab Christi lag, die erste Auferstehungskirche erbauen. Die Kirche umschloss sogar den Golgotha-Felsen, wurde am 13. September 335 geweiht und erlangte schnell große Berühmtheit. Schon bald brachten Pilger, die das Heilige Land besucht hatten, die Beschreibung der Kirche mit in ihre Heimatländer. Sie berichteten zuhause von der Liturgie, die man damals in Jerusalem am Grab Christi feierte. So rühren Prozessionen, Gesänge, Kreuzverehrung und Gottesdienste rund ums Heilige Grab bis in die Frühzeit des Glaubens zurück.

 

Großartige Feste in der Barockzeit

Nachdem die ersten Nachbildungen des Heiligen Grabes im ganzen Abendland gebaut worden waren – wie im südfranzösischen Narbonne oder in Bologna im 5./6. Jahrhundert, in Fulda und Quedlinburg im 10. Jahrhundert – entstand im bayerischen Eichstätt eine romanische Kapelle, die dem Jerusalemer Vorbild nachempfunden ist. Die Verehrung der Heiligen Gräber erreichte dann in der Barockzeit ihren Höhepunkt. Auch im Oberland wurden damals in der Osterzeit regelechte Passionsspiele mit Chor und Orchester aufgeführt – vor großartigen Theaterkulissen, auf denen Engel und Szenen der Passion Jesu dargestellt waren. Ein solches barockes Heiliges Grab ist in den letzten Jahren in Aschau in der Pfarrkirche mit großem Erfolg von Laiendarstellern der Gemeinde wieder zum Leben erweckt worden.

 

Stille Andacht in Parsberg

In der Aufklärungszeit kamen die prächtigen Inszenierungen in der Osterzeit aus der Mode, die ausladenden Kulissen entsprachen nicht mehr dem Zeitgeist. Man konzentrierte sich auf‘s Wesentliche. Auch die wassergefüllten "Schusterkugeln", die rund ums Grab leuchteten und in der ganzen Kirche eindrucksvolle Lichteffekte erzeugten, verschwanden. Vielerorts wurden die Heiligen Gräber sogar ganz entfernt oder man verlegte die Grabnischen in den unteren Aufbau eines Seitenaltars wie in Parsberg.

 

Ein Geschenk an die Gemeinde

Dass es in St. Laurentius schon früher ein Heiliges Grab gab, weiß Hans Kühlechner noch. Er erinnert sich auch, dass das ursprüngliche Heilige Grab eines Tages verschwand. „Das Heilige Grab in Parsberg geht wahrscheinlich schon auf das 19. Jahrhundert zurück. Das alte Grab ist vermutlich um 1965 nach dem zweiten Vatikanischen Konzil verschwunden. Erst Diakon Seiler hat um 1988 herum die neue Grabnische gestaltet – aus Pappmaché und in mühsamer Kleinarbeit“, erzählt der gebürtige Parsberger, der jahrelang in der Kirchenverwaltung tätig war.

Diese Nische birgt heute eine sehr schöne Darstellung des Leichnams Jesu.

Zum stillen Gebet vor dem Heiligen Grab kann jeder gerne kommen – es steht am Karfreitag ab Nachmittag und am Karsamstag bis Mittag für alle Gläubigen bereit. Am Nachmittag des Karsamstags kehrt der „Leichnam“ für ein Jahr wieder zurück in die Kiste, in der er lagert. Dann schmücken Blumen das leere Grab.

 

ZUM WEITERLESEN:

www.heilige-graeber.de

 

TEXT: Verena Wolf
FOTOS: Isabella Krobisch, Andreas Leder

Impressionen

Stadt Miesbach, © Dietmar Denger
Stadt Miesbach

© Dietmar Denger

Stadtführungen_Drohnenaufnahme Miesbach_1920x1280
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Miesbacher Tracht_Titel_Stadtplatz
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Genussführung_Sonja_Still (2)
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